So werden in der Medizin seit Jahrzehnten Zellveränderungen genannt, die sich zu bösartigen Tumoren („Krebs“) weiterentwickeln können. Die Diagnose einer Dysplasie wird von einem Zytologen oder einem Pathologen durch mikroskopische Untersuchung von Zell- bzw. Gewebeproben gestellt.
Klassisch werden Dysplasien in drei Schweregrade (leichte, mäßige und schwere Dysplasie) eingeteilt. Die letzte Fassung der WHO-Klassifikation hat die mäßige und die schwere Dysplasie zur HSIL, der high grade squamous intraepithelial lesion, also der hochgradigen intraepithelialen Läsion des Plattenepithels zusammengefasst. In Deutschland ist aber weiterhin die Trennung in mäßige und schwere Dysplasie vorgenommen, da man durch unterschiedliche Behandlungsstrategien Übertherapien, also nicht notwendige Operationen am Muttermund, vermeiden möchte.
Die Diagnose einer Dysplasie bedeutet nicht, dass zwangsläufig ein Krebs entstehen wird, ganz im Gegenteil. Aus jedem Schweregrad bilden sich bei vielen Frauen die Veränderungen wieder von alleine zurück. Bei der leichten Dysplasie findet das im Laufe der Zeit (innerhalb von ca. 2 Jahren) fast immer statt, bei der mäßigen Dysplasie noch in etwa der Hälfte der Fälle und bei der schweren Dysplasie nur noch bei wenigen Frauen (ca. 10 von hundert). Gleichzeitig entstehen invasive Tumoren nur in sehr seltenen Einzelfällen bei leichter Dysplasie. Bei der schweren Dysplasie findet ein solcher Übergang in jedem Jahr bei etwa einer von 100 Frauen statt. Wenn die schwere Dysplasie nicht behandelt wird, übersteigt also das Risiko für einen Krebs die Wahrscheinlichkeit der Spontanheilung deutlich.
Humane Papillomaviren (HPV)
Diese Viren sind sehr häufig. Die Wissenschaft unterscheidet heute über 100 Typen des HPV, von denen einige Dutzend die Schleimhäute im Genitalbereich befallen können. Die meisten dieser in der Regel durch Sexualverkehr übertragenen Virusinfektionen heilen folgenlos und unbemerkt wieder aus. Man schätzt, dass weit über 80% aller Erwachsenen sich in ihrem Leben mit HPV auseinandergesetzt haben.
Die genitalen Virustypen werden in die Kategorien high risk (hohes Risiko) und low risk (praktisch kein Risiko) eingeteilt, wobei hier das Risiko gemeint ist, dass dieser Typ eine Dysplasie und letztlich eine Krebserkrankung hervorrufen kann, wenn der Körper das Virus nicht erfolgreich bekämpft. Manche HPV-Tests weisen nur ganz allgemein einige (die meisten bekannten) high risk Typen nach, andere können die einzelnen bei der Patientin vorhandenen Typen spezifisch nachweisen, wieder andere können die wichtigsten Typen (HPV 16 , HPV 18) einzeln nachweisen und die meisten anderen high risk Typen nur als Gruppe ausweisen. Ein HPV-Test kann positiv sein, ohne dass kolposkopisch oder zytologisch irgendeine Veränderung erkennbar ist. Nur ein kleiner Teil der Frauen mit positivem HPV-Test hat also eine Dysplasie. Wenn die Dysplasie spontan ausheilt wird in der Regel auch der HPV-Test wieder negativ.
Wird der Körper das HPV nicht wieder los, können high risk Typen die Regulationsmechanismen der Zelle so stören, dass im Verlauf von mehreren Jahren zunächst eine Dysplasie und aus dieser eine Krebserkrankung entstehen kann, aber nicht muss. Frauen, die vor Beginn der sexuellen Aktivität gegen HPV geimpft wurden, haben einen Schutz vor den mit dem Impfstoff verimpften Typen. Die nicht verimpften Typen können weiter Infektionen und Dysplasien verursachen, allerdings waren schon in den ersten Impfstoffen die beiden high risk Typen erfasst, die für 70% aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich gemacht werden. Dieser Schutz wird für Mädchen, die mit dem neuen Neunfachimpfstoff behandelt werden, also noch besser.